Für oder gegen die gesetzliche Regelung der integrierten Versorgungsnetze, auch Managed Care genannt? Es bleiben nur noch wenige Tage, um eine Entscheidung zu treffen. Am 17. Juni stimmen die Schweizer über die Änderung des KVG ab. Dieses Referendum wurde am 30. September 2011 angenommen und sieht die gesetzliche Integrierung der Gesundheitsversorgungsnetze vor. Das vor allem von dem Verband der Schweizer Ärzte unterstützte Referendum hat es sich zum Ziel gemacht, diese Änderung abzulehnen, während der Bundesrat sie befürwortet.
Aber um was geht es eigentlich? Das System der Versorgungsnetze beinhaltet einen Zusammenschluss von mehreren Leistungserbringern im medizinischen Bereich innerhalb eines Netzwerks. Dieses wird von einem Arzt gesteuert, der als Erster im direkten Kontakt mit dem Patienten steht. Dieser Arzt wird dann die Behandlung des Patienten koordinieren und ihn gegebenenfalls an verschiedene Spezialisten innerhalb des Netzes überweisen. Es gibt verschiedene Varianten dieser Versorgungsnetze, aber alle haben eines gemeinsam: stets wird der Patient zu Leistungserbringern innerhalb des von ihm gewählten Versorgungsnetzes weitergeleitet, was bedeutet, dass seine Wahl in Sachen Anbieter eingeschränkt ist.
Eine der wichtigsten Folgen der Anwendung des Systems der Versorgungsnetze in einem gesetzlich vorgegebenen Rahmen, könnte die Erhöhung der Gesundheitskosten für einen Patienten sein, der sich weigert, einem dieser Netze anzugehören. Es ist nämlich vorgesehen, dass Patienten, die einem Versorgungsnetz beitreten, eine niedrigere Selbstbeteiligung (10%) zahlen müssen als diejenigen, die sich die freie Arztwahl erhalten wollen (15%).
Versorgungsnetze gibt es in der Schweiz übrigens schon seit den 90er Jahren. Heute findet man bei uns ungefähr hundert verschiedene Netze. In den letzten Jahren interessierten sich mehr und mehr Versicherungsnehmer für diese Versorgungsnetze (und ganz allgemein für die alternativen Modelle), und zwar aufgrund der niedrigeren Prämien. Aber in wieweit fällt das beim Urnengang ins Gewicht?
bonus.ch wollte in einer Web-Umfrage wissen, was seine Nutzer von der Managed Care und dem damit verbundenen Referendum halten. Die Ergebnisse sind eindeutig: 68% der Umfrageteilnehmer haben die Antwort „Ich denke, dass ich dagegen stimmen werden“ angekreuzt. Also ein klares „Nein“ zur Integrierung der Versorgungsnetze in das Gesundheitssystem für unsere Nutzer, die zu über 80% angeben, über das Thema gut Bescheid zu wissen oder zumindest die wichtigsten Aspekte zu kennen. Also ein informiertes und sachkundiges „Nein“. Diese Resultate bestätigen die Ergebnisse anderer Umfragen zum Thema Managed Care, insbesondere die der im Mai durchgeführten Umfrage der SRG.
Mehr als die Hälfte der bonus.ch Umfrageteilnehmer geben an, nicht damit einverstanden zu sein, mehr für die freie Arztwahl zahlen zu müssen. Mehr als drei Viertel sind der Meinung, dass die Verankerung der Versorgungsnetze im Grundgesetz weder zu einer Verbesserung des Gesundheitssystems, noch zur Senkung der Gesundheitskosten beitragen würde.
Trotz der relativen Begeisterung für Versorgungsnetze, die über die letzten Jahre beobachtet werden konnte, scheinen die Versicherungsnehmer nicht bereit zu sein, zu akzeptieren, dass ihnen ein solches System aufgezwungen wird. Ausserdem sind sie nicht der Meinung, dass es ein wirksames Mittel wäre, die Gesundheitskosten zu senken. Zumindest geht dies aus der Umfrage hervor. Es wird sich also an den Urnen entscheiden, denn die Umfrage ermittelte noch einen relativ grossen Prozentsatz von Unentschiedenen (11%).
Quelle: bonus.ch, Patrick Ducret