Das Frühlingserwachen bedeutet für 15% bis 20% der Schweizer Bevölkerung den Beginn einer qualvollen Zeit. Prof. Dr. Andreas J. Bircher, leitender Arzt der allergologischen Poliklinik des Universitätsspitals Basel, war so freundlich, sich für ein kurzes Interview zur Verfügung zu stellen. Hier seine Tipps für unsere Leser:
Herr Prof. Dr. Bircher, was genau ist Heuschnupfen?
Beim sogenannten Heuschnupfen handelt es sich um eine allergische Reaktion auf Blütenpollen von windbestäubten Pflanzen. Nur etwa 6 Pflanzenarten sind die Ursache für ca. 95% aller Pollenallergien: Hasel, Erle, Birke und Esche (Januar – April), Gräser (Sommer) und Beifuss (August). Die Klimaveränderung, Luftschadstoffe und ein sich wandelnder Lebensstil haben dazu geführt, dass immer mehr Menschen an der Pollenallergie erkranken. Aufgrund des strengen Winters beobachten wir dieses Jahr einen verspäteten Pollenflug und Allergiker werden voraussichtlich kürzer aber stärker leiden. Symptome einer Pollenallergie sind vor allem Tränen der Augen, Jucken der Nase, Niesreiz, Schnupfen, Kopfschmerzen und Atemnot. Bei einer lang dauernden Allergie, kann sich ein allergisches Asthma entwickeln.
Wie lässt sich eine Pollenallergie behandeln?
„Wer unter Heuschnupfen leidet, sollte unbedingt den Hausarzt oder einen Allergologen aufsuchen. Bislang ist die einzige Möglichkeit, eine Pollenallergie langfristig zu vermindern, die Desensibilisierung, d.h. durch regelmässige Spritzen unter die Haut wird der Körper langsam an die Pollen gewöhnt, was zu einer Milderung der Symptome in der Heuschnupfen-Saison führt. Die Desensibilisierung sollte von einem Facharzt verordnet werden und kann 3 bis 5 Jahre dauern. Zur medikamentösen Symptombehandlung werden Wirkstoffe eingesetzt, die die allergische Entzündung reduzieren und häufig in Form von Nasensprays, Augentropfen und Tabletten verabreicht werden. Sie sollten aber regelmässig eingenommen werden, um die beste Wirkung zu erzielen.“, so Prof. Dr. Bircher.
Kann man sich vor Pollenallergie schützen?
Laut Prof. Dr. Bircher, ist Prävention bei der Pollenallergie schwieriger. Dennoch gibt es Massnahmen, die helfen, die Symptome zumindest zu reduzieren: „Ich empfehle Allergikern, regelmässig die Pollenberichte zu lesen (z.B. auf pollenundallergie.ch oder meteosuisse.ch, ahaswiss.ch), körperliche Aktivitäten an Tagen mit hoher Pollenbelastung im Freien zu vermeiden und generell eine Sonnenbrille zu tragen. Auch zuhause kann man mit kleinen Gesten die Pollenplage im Zaum halten, z.B. indem man nur in den frühen Morgenstunden lüftet. Auch beim Autofahren gibt es Abhilfe: Fenster schliessen, Lüftung ausschalten oder Pollenfilter einbauen. Für einen ruhigeren Schlaf empfehle ich, abends die Haare zu waschen und getragene Kleidungsstücke nicht mit ins Schlafzimmer zu nehmen.“
Quelle : bonus.ch, März 2010