Bei diesen hochsommerlichen Temperaturen sind langärmelige Hemden und geschlossene Schuhe von nun an in den Schrank verbannt. Doch wie kann man in der Stadt, auf dem Land oder am Strand von der Sonne profitieren, ohne die entblösste Haut einem erhöhten Risiko auszusetzen? In der Tat, erkranken in der Schweiz jährlich rund 2‘000 Menschen an einem Melanom. Man kann es also nicht oft genug sagen: Schützen Sie sich vor zu hoher Sonneneinstrahlung! Aber welcher ist der richtige Sonnenschutzfaktor für Ihren Hauttyp? Wie schützt man sensible Kinderhaut beim Herumtollen im Freien? Herr Dr. Günther Hofbauer, leitender Arzt an der Dermatologischen Klinik des Universitätsspitals Zürich, sensibilisiert uns für eine bessere Vorbeugung:
Welchen Gefahren setzt man sich bei zu intensiver Sonneneinstrahlung aus?
Herr Dr. Hofbauer erklärt: „Die Sonne sendet UV-Strahlen aus, d.h. ultraviolette, elektromagnetische Strahlen, die insgesamt etwa 4% der Sonnenstrahlung ausmachen. Es gibt 3 Arten von UV-Strahlen, die man entsprechend ihrer Wellenlänge unterscheidet: UVA (95%), UVB (5%) und UVC-Strahlen, die fast gänzlich von der Stratosphäre absorbiert werden. Im Vergleich zu den UVA-Strahlen, welche für eine frühzeitige Hautalterung verantwortlich sind, ist der Anteil an UVB im Sonnenlicht zwar bedeutend geringer, es sind aber diese Strahlen, die besonders gefährlich sind und Verbrennungen und verschiedene Hauttumore hervorrufen können. In geringen Mengen sind UV-Strahlen zwar nützlich für die Aufnahme von Vitamin D, extreme Sonneneinstrahlung jedoch, kann nicht nur die Haut, sondern auch die Augen (kurzfristige Bindehautprobleme, längerfristige milchige Färbung der Linse mit Katarakterscheinungsrisiko) und das Immunsystem (Gefahr bakterieller und viraler Infektionskrankheiten) erheblich schädigen.“
Solarien und andere Wundermittel zur Vorbereitung der Haut auf den Sommer: ein Mythos?
Kurz vor dem Sommer werden den Konsumenten eine ganze Reihe von Mitteln und Massnahmen angeboten, damit diese ihre Haut bestens auf das Bräunen vorbereiten können. Geht es hier um wirksame Hilfe oder Verkaufsstrategie? „Nichts kann ein zertifiziertes Sonnenschutzmittel gegen die schädlichen Auswirkungen der UV-Strahlen ersetzen. Laut der WHO werden in Europa Solarien von etwa 10% der Bevölkerung besucht. Diese UV-Strahlen können die Haut jedoch keineswegs für die spätere Sonneneinstrahlung vorbereiten“, präzisiert Dr. Hofbauer. „Ausserdem ist die UVA-Strahlung eines Solariums viel stärker als die der Sonne, was eine schnellere Hautalterung zur Folge hat und das Risiko weissen Hautkrebses erhöht (weisser Hautkrebs und bei Jungen auch schwarzer Hautkrebs). Besser geniesst man die Sonne direkt, aber in Massen und schützt sich mit einer, dem Hauttyp entsprechenden Sonnencreme.
Wie wähle ich den richtigen Sonnenschutzfaktor für meinen Hauttyp?
„Die WHO unterscheidet zwischen 6 Hauttypen: Von sehr heller Haut (Typ 1) bis zu schwarzer Haut (Typ 6). Diese Skala hilft dabei, den eigenen Hauttyp zu bestimmen und den richtigen Sonnenschutzfaktor zu ermitteln. Ein Test zu diesem Zweck wird kostenlos von der WHO, der Krebsliga, den Apotheken und Ihrem Hautarzt zur Verfügung gestellt. Augen-, Haar- und Gesichtsfarbe sowie Reaktion auf die Sonne und Anzahl pigmentierter Flecken auf der Haut sind dabei die entscheidenden Kriterien. Für helle Hauttypen wird ein Faktor 30 oder höher empfohlen, bei dunklen oder schwarzen Hauttypen genügt ein Faktor 15 oder höher. Mit allmählicher Erhöhung der Dauer und Häufigkeit des Sonnenbadens, kann man den Schutzfaktor nach und nach reduzieren. Man sollte auch nicht vergessen, dass die Rückstrahlung des Sandes am Strand oder des Schnees auf den Skipisten die Intensität der UV-Strahlen erhöht.“
Wie wendet man Sonnencreme sinnvoll an?
„Schatten, Kleider und Hüte sind der sicherste Schutz gegen UV-Strahlen. Denn keine Sonnencreme schützt vollständig vor den UV-Strahlen der Sonne. Dennoch können Sonnencremes sehr nützlich sein. Wichtig ist es, dass alle, der Sonne ausgesetzten Körperteile gegen UVA und UVB geschützt sind. Cremen Sie sich also etwa 20 Minuten vor dem Sonnen reichlich mit einem Sonnenschutzmittel ein. Benutzen Sie eine Creme mit Sonnenschutzfaktor 15+. Wiederholen Sie den Vorgang alle zwei Stunden oder jedes Mal nach einem Bad, wenn Sie mit Sand in Berührung kommen, oder auch bei heftigem Schwitzen. Intensives Sonnenbaden sollte immer mit Vernunft und den entsprechenden Sicherheitsmassnahmen verbunden sein“, rät der Hautarzt.
Wie kann man Kinder vor der Sonne schützen?
„Die Haut eines Babys muss als der Hauttyp mit dem höchsten Grad an Sensibilität betrachtet werden. Direkte Sonneneinstrahlung bei Kindern im Alter von weniger als einem Jahr sollte deshalb unbedingt vermieden werden. Für Kinder von 1 bis 3 Jahren ist effektiver Schutz gegen UV-Strahlen wichtig: T-Shirt (es gibt sogar Textilien mit „Anti-UV“), Schirmmütze und Sonnenbrille mit Gläsern, die UVA- und UVB-Strahlen filtern, sind die ideale Ausrüstung. Damit das Kind möglichst lange im Freien spielen kann, sind schattige Stellen zu bevorzugen bzw. die Sonne zwischen 11.00 Uhr und 16.00 Uhr zu vermeiden. Bis etwa zum 7. Lebensjahr sind vor allem mineralisierte Sonnencremes zu empfehlen, denn die Haut eines Kindes hat eine höhere Penetrationsrate und ist so einem erhöhten Risiko von Reaktionen auf chemische Filter und Hautallergien.
Quelle: bonus.ch, Mai 2011