Mit dem neuen Aveo lässt Chevrolet sein Daewoo-Erbe hinter sich. Gereifter startet die Neuauflage durch und setzt sich grosse Ziele.
Der neue Aveo macht Jagd auf Opel Corsa und VW Polo. Mit dynamischer Optik und Kampfpreisen bis zu 3000 Franken unter denjenigen der Konkurrenz will er den Marktführern das Wasser abgraben. Grosse Stücke, die man ins Kompakt- und Limousinenmodell setzt. Das Potenzial, sich wieder an die Spitze der Chevy-Modelle zu setzen und den Cruze zu verdrängen, haben die Neuauflagen von Vier- und Fünftürer in jedem Fall. Die Kompaktversion streckt sich jetzt auf 4,04 Meter Länge und 1,74 Meter Breite und erreicht damit das Konkurrentenniveau.
Deutlich zugelegt hat das Design. Der typisch grimmige Chevy-Blick ziert die neue Front, weit ausgestellte Radhäuser verleihen dem Aveo einen Schuss Sportlichkeit. Ein grosser Fortschritt gegenüber dem wesentlich zahmeren und biederen Vorgänger. Dass die Aveo-Designer ein ausgeprägtes Faible für Motorräder haben, durften sie in Form von freistehenden Doppelscheinwerfern und Rückleuchten zum Ausdruck bringen.
Grösser als der Cruze
Selbst das aufs Wesentliche reduzierte und sehr kompakte Kombiinstrument kann die Anleihen bei einem Sportmotorrad nicht verbergen. Der Mix aus analogem Tourenzähler und digitalem Display widerspiegelt das moderne Styling einer Töff-Armatur. Klarheit herrscht in Sachen Bedienbarkeit. Grosse, übersichtliche und in Griffnähe positionierte Schalter prägen das Erscheinungsbild der Armaturentafel. In vielen ausreichend dimensionierten Ablagen lässt sich allerhand Kleinkram verstauen. Einzig der etwas zu grosse und billig wirkende Plastikanteil handelt dem Cockpit ein paar Minuspunkte ein.
Nicht meckern lässt sich über die straff gepolsterte Bestuhlung. Sie bietet eine erstaunlich grosse Oberschenkelauflage und guten Seitenhalt. Komfortabel reisen die Passagiere im Fond, solange die Rücksitzbank nur mit zwei Personen belegt ist. In puncto Kopf- und Beinfreiheit finden sich dort ausreichende Platzverhältnisse vor. Bei drei Personen wird es dann allerdings eng. Erst recht, wenn sie noch ihr Gepäck unterbringen sollen. Laderaumvolumen gibt es beim Fünftürer genug. Mit 290 Litern in der Grundversion übertrifft er seine ärgsten Konkurrenten (Opel Corsa: 285–1050 Liter; VW Polo: 280–950 Liter). Selbst bei maximaler Beladung geht ihm mit 980 Litern die Luft nicht aus.
Die um neun Zentimeter auf 4,40 Meter angewachsene Stufenheckversion bietet maximal 502 Liter − kein schlechter Wert, sondern eine positive Überraschung. Das sind 52 Liter mehr Kofferraum als bei der Stufenheckversion des grossen Markenbruders Cruze.
Gutmütiger Geselle
Die Motorenpalette umfasst beim Fünftürer zum Start drei Benziner (1.2/86 PS, 1.4/100 PS, 1.6/115 PS). Die 500 Franken teurere Stufenheckversion bekommt vorerst nur den 1,4-Liter mit 100 PS. Diesel-Freunde müssen sich ein wenig gedulden: Erst im Herbst wird das Motorenprogramm mit dem 1,3-Liter-Diesel (95 PS/190 Nm) und Stopp/Start-Automatik aus dem Corsa ergänzt. Bei ersten Testfahrten stand der aus österreichischer Opel-Produktion stammende 1,4- Liter und der vom Cruze entliehene 1,6-Liter bereit. Beide Aggregate erweisen sich als etwas schmalbrüstig und wollen mit recht viel Drehzahl gespeist werden. Erst recht, wenn es mal etwas flotter vorangehen soll.
Zu mehr Ruhe im Getriebe und Inneraum könnte ein manueller Sechsgänger beitragen, vorerst müssen aber fünf Stufen genügen. Zwar verfügt der Automat bereits über sechs Stufen, doch dafür muss man 1800 Franken investieren. Keine Überraschung hält der Aveo beim Fahrverhalten bereit. Gutmütig und mit ausgewogenem Fahrkomfort tut der neue Unterbau seinen Dienst. Selbst bei flotter Kurvenfahrt ist er bis zum Erreichen der physikalischen Grenzen nicht aus der Ruhe zu bringen, bevor er gutmütig untersteuert und signalisiert: Jetzt ist es genug. Einzig von der um die Nulllage etwas schwammigen Lenkung dürfte man mehr Rückmeldung und Präzision erwarten.
Doch das wird den meisten Stadtfahrern kaum auffallen oder am Herzen liegen. "Endlich ist der Aveo ein Chevrolet. Durch und durch. Dem Absatz von 700 Einheiten im Jahr 2011 sollen im ersten vollen Verkaufsjahr weitere 1000 Fahrzeuge folgen. Den Fokus legen wir dabei ganz klar auf den Fünftürer", erklärt Jens Hauer, Managing Director von Chevrolet Suisse.
Fazit
Gegenüber dem Vorgänger hat der Chevrolet Aveo erheblich zugelegt. Einzig das Fehlen eines manuellen Sechsganggetriebes, einer Stopp/Start-Automatik sowie einer Dieselvariante bietet Anlass zur Kritik. Doch dafür entschädigt der Aveo mit einem Preis, der bis zu 1000 Franken unterhalb den Preisen der Konkurrenten liegt. In dieser Klasse viel Geld.
Technische Daten
Name
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Chevrolet Aveo 1.4 LT Automat (5-türig) |
Preis
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ab Fr. 21590 |
Zylinder/Hubraum |
4/1398 cm3 |
Leistung
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74 kW/100 PS bei 6000/min |
Drehmoment |
130 Nm bei 4000/min |
Antrieb
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Vorderrad |
0 bis 100 km/h
|
13,1 s |
Spitzengeschwindigkeit
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175 km/h |
Norm-Mix
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6,8 l/100 km, Benzin |
CO2/Effizienzkat.
|
159 g/km/A |
Länge/Breite/Höhe
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404/174/152 cm |
Ladevolumen
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290–653 Liter |
Markteinführung
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Mitte Juni |
Modellvarianten (Fliessheck)
1200 (86 PS) ab Fr. 16‘990
1600 (115 PS) ab Fr. 22‘690
1300 VCDi (95 PS) ab Herbst 2011
Modellvarianten (Stufenheck)
1400 (100 PS) ab Fr. 20‘290
1300 VCDi (95 PS) (ab Herbst 2011)
Konkurrenten
Opel Corsa (100 PS) ab Fr. 24‘410
Renault Clio (112 PS) ab Fr. 24‘400
VW Polo (105 PS) ab Fr. 22‘670
Quelle: auto-illustrierte, Juli 2011