Der SLS Roadster ist ein schwerer Brocken. Doch seine Topleistung schafft er mit Leichtigkeit - und Wohlklang.
Das offene Topmodell von Mercedes verdankt seine Entstehung der am Ende we- niger glücklichen Liaison zwischen Daimler und Chrysler. Parallel als Coupé und Road- ster entwickelt, begannen die ersten Versuche auf Basis der brachialen wie legendären Viper, die von Chryslers Tochtermarke Dodge produziert wurde. Tobias Moers, Technikchef von AMG, verrät: «Mit zwölf Viper-Exemplaren haben wir Anfang 2008 begonnen.»
Die Zähmung der Schlange gelang, und aus der US-Viper mit zehn Zylindern entstand der SLS mit acht Töpfen. Dank Einsatz von Aluminium und Karbon kamen gegenüber dem Flügeltürer-Bruder trotz Versteifung mit Querträger und Domstrebe im Heck nur 40 Kilo hinzu.
Dennoch bleibt der SLS ein schweres Gerät. Aller Diät zum Trotz wiegt der Roadster gut 200 Kilo mehr als sein Hauptkonkurrent Ferrari 458 Spider. «Dafür ist unser Roadster deutlich steifer», behauptet Moers und sieht sich auf der Testfahrt bestätigt: Nicht die geringste Vibration, selbst beim Bewäl- tigen von schrägen Querrillen und Eisenbahnschienen.
Bei den Fahrleistungen gibt es gegenüber dem Coupé keine Abstriche: «Die Spitzengeschwindigkeit von 317 km/h schafft auch der Roadster - offen wie geschlossen», so Moers.
Trotz seiner enormen Leistungswerte legt der offene SLS eine fast schwerelose Souveränität an den Tag. Die Beschleunigung erfolgt ohne Schlupf und lässt sich elektronisch programmiert bewerkstelligen: Lenkrad gerade stellen, Drehknopf auf «Race Start»-Position, von der Bremse aufs Gas und los.
Binnen weniger als vier Sekunden auf 100, innert gut elf Sekunden auf 200. Dank der leistungsfähigen Bremsanlage, mit optionalen Keramikscheiben noch kräftiger, ist die Verzögerung genauso atemberaubend wie die Beschleunigung.
Zum Gesamtbild passt das Interieur mit perfekter Ergonomie und hochwertiger Verarbeitung in Alu, Karbon und Leder. Allerdings hält sich die Ehrfurcht davor bei einem Preis von 285 000 Franken in Grenzen.
Das Softtop ist in den Farben Schwarz, Rot und Beige erhältlich. Schnell lässt es sich innert elf Sekunden und bis 50 km/h während der Fahrt versorgen. Und natürlich gehört es aufgeklappt, um den potenten V8-Sound ungefiltert geniessen zu können. Störende Windwirbel treten im Innenraum kaum auf.
Feintuning fürs Ohr
Mit der Modellvariante wurde das Modul «Ride Control» eingeführt, mit der sich Dämpferhärte, Gaspedalkennlinie und Auspuffsound per Drehknopf schärfen lassen. Zwischengas gibt der Roadster schon in der Einstellung «Comfort», in «Sport» und «Sport plus» ist der Gasstoss beim automatischen Herunterschalten noch ausgeprägter, genauso wie die Knaller im Schubbetrieb.
«Sie hören Spät-, nicht etwa Fehlzündungen», betont AMG-Techniker Martin Hart und verrät: «Es macht uns viel Spass, mit dem System zu spielen.»
Fazit
Bei AMG geht in Bezug auf das neue Supersport-Cabrio die Gleichung auf: Dynamik minus Dach gleich SLS Roadster. Bei der Gestaltung der Leistungsdaten lugten die Macher aus Affalterbach nach Italien, bei der Preisgestaltung nach Zuffenhausen. Beides ist erlaubt und steigert die Chancen im Markt der Traumautos.
Quelle: auto-illustrierte, Februar 2012