258 PS und 560 Nm sind Daten, die einem Sportwagen gut zu Gesicht stehen. Als Diesel im BMW X3 sorgen sie für souveräne Fahrleistungen bei niedrigem Verbrauch. Wenn man den Gasfuss beherrscht.
Es gibt Charaktere, die sind einem auf Anhieb sympathisch. Man verbringt gern Zeit mit ihnen und freut sich auf ein Wiedersehen. Der BMW X3 ist so ein Kollege. Er hat das Zeug zum Freund des Lebens. Erst recht, wenn in ihm ein Dreiliter-Dieselherz schlägt, das wenig nimmt, aber viel gibt.
Denn dessen Herzfrequenz ist hoch: 258 PS und 560 Nm, die bereits bei 1500 Umdrehungen ihre ganze Muskelkraft bereitstellen, garantieren Souveränität. Spontan und elastisch wie am Bungee-Seil marschiert das Zweitonnen-Schwergewicht los. Der Dicke macht dann ganz auf Sportler, und 6,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h sind nicht von schlechten Eltern.
Wer glaubt, der starke Bayer trinke dann einen über den Durst, wird freudig überrascht. Selbst längere Vollgasfahrten auf deutschen Autobahnen mit Spitzengeschwindigkeiten bei 200 und 230 km/h bedeuten kaum mehr als zehn Liter Verbrauch. Das ist bei diesen Tempi und für dieses Gewicht ein guter Wert.
Es geht aber nicht nur wuchtig zur Sache, sondern ganz zahm. Mit leichtem Gasfuss auf der ai-Verbrauchsrunde sind gerade mal 6,3 Liter aller Ehren wert. Da können Audi Q5 (6,8 l/100 km) und VW Tiguan (6,7) nicht ganz mithalten. Der werkseitig prognostizierte Mix von glatt sechs Litern auf 100 Kilometern bleibt aber Illusion.
Stopp-Start- und die serienmässige Achtgangautomatik unterstützen den Sechszylinder beim Sparkurs. Sanft und fix werden die Gänge gewechselt. Wer selbst Hand anlegen will, verwaltet die acht Zahnkränze per Schaltwippen hinter dem Lenkrad.
Hart im Nehmen und Geben
In Sachen Fahrkomfort fordert der starke X3 dann aber seinen Preis. Klar straffer und härter abgestimmt als Tiguan und Co., überträgt der Unterbau eine gesunde Härte an die Passagiere. Kurz aufeinanderfolgende Wellen verdaut er nur widerwillig.
Stoisch und souverän meistert er dagegen schnell gefahrene Kurven. Wen es nach noch mehr Dynamik gelüstet, der ordert via Tastendruck neben dem Schalthebel das Menü «Sport». Die sehr direkte Lenkung wird noch eine Spur spitzer, die Dämpfungsqualität aber stumpfer. Jede kleine Strassenunebenheit bekommen die Wirbelsäulen der Passagiere dann zu spüren. Und im Sport-Plus-Modus wird die sportliche Betriebsamkeit durch hektischere Schaltzeiten und spätere ESP-Eingriffe untermalt. Das kann man machen, sollte man aber besser lassen. Zumal dann auch Schluss ist mit der natürlichen Sparsamkeit des Diesels.
Schlamm, nein – Wasser, ja
Für den Alltagsgebrauch reicht der Normal-Modus. Das gilt auch für den Ausflug ins Gelände. Mit intelligentem Allradantrieb und einer Kraftverteilung im Normalfall von 40 Prozent an Vorder- und 60 Prozent an der Hinterachse meistert der X3 anspruchsvollere Passagen und dürfte als Zugfahrzeug für Boot und Pferd zur ersten Garnitur gehören.
Ein Schlammwühler ist das SUV aber nicht. Mit nur 21 Zentimetern Bodenfreiheit stösst der Diesel-Sportler schnell an seine Grenzen. Wasserdurchfahrten sind für ihn aber kein grosses Problem. Beachtliche 500 Millimeter Wattiefe gehören zum Besten, was das Segment zu bieten hat. Da wird er zum echten Freund, der mit einemdurch dick und dünn geht.
Fazit
Der Dreiliterdiesel und die Fahr dynamik sind die grossen Stärken des X3. Letztere geht jedoch klar zulasten des Komforts. Mit seinem sehr straffen Fahrwerk ist der Bajuware nicht jedermanns Freund.
Quelle: auto-illustrierte, Januar 2012