BMW hat den Zehnzylinder-Sauger pensioniert. Statt Hochdrehzahl-Konzept befeuert jetzt ein Biturbo-Achtzylinder den König der 5er. Mit viel Nachdruck.
Sauger ade, es lebe der Doppel-Turbo! Und statt zehn nur acht Zylinder. Damit setzt BMW selbst beim Vorzeige-Sportler M5 auf Downsizing, ohne dass die Leistung dahinter zurückbleiben würde.
Zwei Lader bedienen je vier Zylinder. Dank übergreifender Anordnung entstehen kurze Beatmungswege, ein eigener Kühlwasser-Kreislauf erfrischt die Twin-Scroll-Lader. Die vollvariable Ventilsteuerung Valvetronic und die stufenlose Nockenwellensteuerung Doppel-Vanos fördern die Entwicklung des Drehmoments wie die effiziente Nutzung des Treibstoffs. Klingt kompliziert, doch das Ergebnis ist ganz einfach. In Zahlen: 10 Prozent mehr Leistung, 30 Prozent mehr Drehmoment, 30 Prozent weniger Verbrauch.
Dampf unter der Haube
Der 4,4-Liter-V8, baugleich mit dem Aggregat im X5 und X6, erwacht mit dem Druck auf den Startknopf zum Leben und schickt seinen satten Sound über die vier Endrohre. Nicht mehr blechern, sondern bullig.
Schon ein zarter Tritt aufs Gas im Leerlauf signalisiert, hier ist Feuer unter der Haube. 560 PS und 680 Newtonmeter über ein Plateau von 1500 bis 7500/min wollen losgelassen werden. Wählhebel auf D, und schon beginnt der Biturbo mit Zurückhaltung seine Arbeit. Lädt zum entspannten Cruisen ein. An der ersten Ampel geht der Motor dank Stopp/Start aus. Zweifel werden wach. Hat man den M5 zum Eco-Modell dressiert?
Der bayerische Dampfhammer macht nach Ampel-Grün weiter auf Gentleman. Dabei locken doch drei Schaltzeitverkürzungen des modifizierten 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebes. Test: Je nach Schalthebelstellung zeigt der Sport-Fünfer die gesamte Bandbreite, von sanft schaltend bis zum brutalen Tritt ins Kreuz. Keine Spur von Zahmheit mehr. Kompromisslos peitscht der M5 die Pferdestärken an, geht bissig zu Werke. Wer diesen Turbo spürt, braucht keinen Sauger.
Ab ins Set-up-Menü. Mit einem Knopfdruck ist die elektro-hydraulische Dämpferkennung dreifach verstellbar. Rollt der M5 in Stufe Komfort noch erstaunlich gut ab und schluckt gröbste Unebenheiten, geht es in den Stufen Sport und Sport Plus zur Sache. Mit Hilfe einer elektronisch gesteuerten Lamellensperre optimiert das sogenannte M-Differenzial die Fahrstabilität. Das Durchdrehen nur eines der Hinterräder wird im Keim erstickt. Maximale Traktion ist Ehrensache.
Mit der nächsten Taste wird die Lenkung beeinflusst. Höhere Lenkkräfte sind im Sport-Plus-Modus gefragt. Optimal für die Rennstrecke. Erst recht, da sämtliche Einstellungen über die M-Drive-Tasten am Lenkrad gespeichert und abgerufen werden können. So lässt sich jederzeit ein Tracktest einschieben.
Das wollen wir wissen. Abseits öffentlicher Strassen auf einer richtigen Rennstrecke. M-Drive-Taste gedrückt, Lenkung und Fahrwerk stehen auf Sport-Plus, Doppelkupplungsgetriebe im Programm S3. Das Head-up-Display projiziert den Drehzahlverlauf auf die Scheibe, Schaltlampen mahnen zum Gangwechsel. Feuer frei!
Der stolze, 1945 Kilo schwere M5 wird zum wilden Stier. Die Power drückt einen in die passgenauen Sportsitze, die Gänge werden regelrecht eingeschossen. In schnell gefahrenen Kurven verlangt der König der 5er jetzt volles Können und einen gefühlvollen Gasfuss, so spontan setzt er die Befehle um.
Selbst im hohen Grenzbereich bleibt der M5 lange Zeit neutral. Sein direktes Einlenkverhalten ist kaum zu überbieten. Wer ihn zu sehr fordert, hat Mühe, das rigoros ausbrechende Heck zu stabilisieren.
Downsizing? Im Ring ein frommer Wunsch, auf rassig gefahrenen Runden genehmigte sich der M5 25 bis 30 Liter im Schnitt. Kann man verstehen. Doch selbst im normalen Verkehr flossen noch mehr als zehn Liter durch seine Benzinadern. «M» bleibt halt «M».
Quelle: auto-illustrierte, Februar 2012